Auf die Frage, ob denn die Selbstbenennung als lesbische Feministin nicht problematisch geworden sei, antwortet Audre Lorde in einem Interview 1989: "I certainly consider myself a Lesbian feminist [...] I see no reason at this point to change the fact that I'm a Lesbian feminist. However, what that means, and whatever names people choose to call themselves, is less important than what they are doing" Audre Lorde in einem Interview mit Jorjet Harper u. Toni L. Armstrong in HOT WIRE, Januar 1989, S. 3

An dieser Aussage werden zwei Punkte deutlich, die für eine Diskussion zu Cyberfeminismus wichtig sind: Mit der Benennung 'Feministisch' wird sich zu Inhalten und einer Genealogie von Feminismus bekannt, zum anderen ist es aber auch wichtig, was eine tut. Die Frage nach Handlungsmöglichkeiten ist ein zentrales Anliegen (nicht nur) in Audre Lordes politischer Strategie.

Deshalb präsentieren wir hier Auszüge und Überlegungen eines Projekts, in dem es uns insbesondere um Handlungsmöglichkeiten (für 'Künstlerinnen', für 'Wissenschaftlerinnen' ging und geht. Wir nennen unser Projekt cyber-feministisch:

Feministisch, weil beide Beteiligte feministisch arbeiten: konkret beim/am Thema: Ablehnung von Zuschreibungen/ Suchen und Erproben von Handlungsmöglichkeiten: in der Kunst/ im Denken und nicht getrennt davon: in frauenpolitischen Räumen. Ein gemeinsamer Ansatzpunkt ist die Frage danach, wie Zuschreibungen entstehen: Zuschreibungen auf Künstlerinnen, auf Theoretikerinnen. Weiters die Fragen nach den Produktionsbedingungen für Künstlerinnen und Theoretikerinnen. Diesen Fragen widmen sich Hagyo und Bettels in ihren jeweiligen Arbeitsräumen als auch in frauenpolitischen Räumen/projekten und beides ist auch schwer voneinander zu trennen.

Cyberfeministisch, weil beide mit diesen Fragen in das Netz und in 'reale' Räume gehen. Warum ins Netz? Hagyo und Bettels betrachten das Netz als Ort der Bedeutungsproduktion. Wir woll(t)en uns in dieser Sprache üben, um uns beteiligen zu können. Um beispielsweise andere Frauenbilder im Netz zu transportieren, um für Frauen nicht vorgesehene Rollen zu spielen. Das Netz ermöglichte uns eine ortsunabhängige Form der Zusammenarbeit, wir endeckten, daß wir neue/andere Texte/Kunst produzieren konnten. Und ein neues Lesen.

Mit diesen neuen Texten/Kunst kann anders gearbeitet werden; sie müssen beispielsweise nicht mehr geradlinig chronologisch geschrieben/gelesen werden. Eine Dokumentation im traditionellen Stil wird unmöglich. Aber was können wir alles mit diesen neuen Fragmenten tun?

Die Dokumentation des Austauschs in der Seminararbeit, die Vorstellung/Präsentation des Projekts bezieht sich auf den stattgefundenen Austausch, zitiert Sprache, die so ausgetauscht wurde; jetzt jedoch immer wieder neu zuammengesetzt.(Transformation)

Mit dieser neu zusammengesetzten Sprache, die aber ihre Geschichte(n) kennt, ist es möglich sich zu verständigen. Ein Ergebnis unseres Austauschs ist die Erkenntnis, daß es nicht möglich ist, einen Ort zu finden, zu besetzen. Die Eroberung/das Einnehmen von Räumen und Rollen spielt sich an verschiedenen Orten ab und wirft auch immer wieder die Frage auf: Für wie lange?

 

"Zwischen Feminismus, Kunst und Wissenschaft":
Texte: Andrea Bettels, Gestaltung: Andrea Bettels, Romana Hagyo


 
 
 
luxury Projektgeschichte Zuschreibungen Bedeutungsproduktion Transformation Sprache